Verkäufer und Käufer von Immobilien fürchten sich vor der oft zitierten
Immobilienblase. Ob es sie in Deutschland überhaupt gibt, darüber sind sich Experten
nicht einig. Die Spekulationen begründen sich in den fortwährend steigenden
Immobilienpreisen, den historisch günstigen Zinsen und der hohen Nachfrage. Auch
die Corona-Problematik und der Ukraine-Krieg heizen die Gerüchte an. Aufklärung
rund um das Thema Immobilienblase Deutschland 2022 verschafft dieser Artikel.
Was ist eigentlich eine Immobilienblase?
Bei der Immobilienblase handelt es sich um eine besondere Form der
Spekulationsblase. In der Vergangenheit war sie hin und wieder auf den
Finanzmärkten zu beobachten. Solch eine Blase kann entstehen, sobald Käufer einen

überzogenen Preis für ein Produkt zahlen. Das wird durch ein ungleiches Nachfrage-
Angebot-Verhältnis angefeuert. Es gibt bei einer Immobilienblase demnach mehr

Kaufinteressenten als Angebote. So schaukeln sich die Preise mit der Zeit nach oben
und es entsteht eine Blase – bzw. ein großer, inhaltsloser Raum. Sobald die Preise ihren
Zenit erreicht haben, platzt die Blase und die Preise fallen drastisch.
Beispiel: Ein bekanntes Beispiel für eine Immobilienblase kommt aus den USA. 2007
stürzte das Land der unbegrenzten Möglichkeiten in die weltweit größte
Immobilienkrise. Der Grund lag in den Krediten, die die Banken einst zu einem sehr
niedrigen Zinsniveau vergaben. Personen mit geringer Bonität konnten sich so ein
Haus finanzieren. Als die Zinsen anstiegen, konnten die Kreditnehmer das
Immobiliendarlehen nicht mehr bedienen. Sie mussten verkaufen. Da dies sehr vielen
Menschen so erging, kam es zu einer Verkaufswelle, die die Immobilienpreise tief
rutschen ließ.
Hohe Preissteigerungen auch in Deutschland
Seit Jahren gibt es in Deutschland eine hohe Nachfrage nach Wohnimmobilien. Hierfür
gibt es vor allem drei Gründe:
1. Die historisch niedrigen Bauzinsen.

Die Weitergabe oder der Weiterverkauf an Dritte ist untersagt.

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Immobilienblase in Deutschland?

2. Der generell geringe Anteil an Eigenheimbesitzern gemessen am europäischen
Durchschnitt.
3. Der verstärkten Suche nach inflationssicheren Investitionen und ergänzenden
Altersvorsorge.
In Teilen von Deutschland sind die Wohnpreise so erheblich nach oben geschossen,
dass sich ein Normalverdiener Wohneigentum kaum noch leisten kann. Besonders
teuer ist der Standort München mit einem Quadratmeterpreis von durchschnittlich
8.000 bis 9.500 Euro für eine Eigentumswohnung im Frühjahr 2021. Bei knapp 1,5
Millionen Euro lag im gleichen Zeitraum der durchschnittliche Angebotspreis für ein
Einfamilienhaus. München ist damit die preisintensivste Metropole Deutschlands. Und
auch in anderen Großstädten und Ballungsregionen stiegen die Preise über die letzten
Jahre hinweg erheblich. Das heißt aber noch nicht zwingend, dass es eine
Immobilienblase in Deutschland gibt.
Gibt es in Deutschland eine Immobilienblase 2022?
Hierauf gibt es keine klare Antwort, denn nur die Zukunft kann zeigen, ob ein
drastischer Preisrückgang tatsächlich geschieht. Einige Experten gehen davon aus,
dass dies zeitnah passiert. Andere hingegen halten mit folgenden Argumenten
dagegen:
– Nachfrage übersteigt deutlich Angebot, woran sich vorerst nichts ändern wird.
Neubautätigkeiten können die große Knappheit an Wohnraum nur geringfügig
kompensieren.
– Vergaberichtlinien für Immobiliendarlehen sind in Deutschland sehr streng. Bei
unzureichender Bonität erhält der Interessent trotz geringer Zinsen keinen Kredit.
Platzen der Immobilienblase: Auswirkungen
Was ein Immobiliencrash für den Einzelnen bedeutet, hängt davon ab, in welcher
Situation er sich befindet. Wer seinen Kredit bereits abbezahlt hat und keinen
Immobilienverkauf anstrebt, hat durch ein Platzen der Immobilienblase nichts zu
befürchten. Anders sieht es für Immobilienverkäufern aus, die mit geringeren
Angebotspreisen als vor dem Crash rechnen müssen. Schwierig wird es auch für
Immobilieneigentümer, denen eine Zinserhöhung bei der Anschlussfinanzierung
droht. Sie könnten mitunter die angehobene Tilgungsrate nicht bewältigen.